Wie setzen sich die Kosten zusammen?

Oft wird die Frage gestellt „Warum ist ein Fotograf so teuer?“

Die Frage ist erst einmal „Was ist teuer?“ Jedes Brautpaar hat eine unterschiedliche Auffassung dazu und auch das Budget ist nicht immer das selbe. Um jedoch beim Thema zu bleiben, habe ich einmal ein Musterangebot in seine Bestandteile zerlegt.

Das Angebot, in diesem Fall 1.800€ umfasst ca. 8 Stunden Anwesenheit des Fotografen, Bearbeitung aller Bilder, Reisekosten, Steuern usw. Aber sehen Sie selbst:

Die ersten 287,40€ bekommt der Finanzminister (MwSt.) und es bleiben nur noch 1.512,60€ für den Fotografen übrig. Als Unternehmer muss er ca. 30-35% (500€) als Betriebskosten ansetzen, für Büro, Strom, Rücklagen für Neuanschaffungen von Kamera und Zubehör usw. Bleiben gerundet 1010€ Da die Veranstaltung wahrscheinlich nicht fußläufig erreichbar ist, haben wir eine An- und Abreisezeit, sagen wir mal, mit Parkplatzsuche je 60 Minuten, macht weitere 2 Stunden (8+2 Std.= 10 Std.) Arbeitszeit. Dazu kommt die Zeit die ein guter Fotograf für die Vorbereitung braucht, wie z.B. Überprüfen der Kameras, Speicherkarten, Akkus, Blitzgeräte usw. Hinzu noch die Zeit, die er vor seinem fotografischen Einsatz vor Ort ist und die er länger bleibt und nicht nach exakt 8 Stunden sagt „Ich bin dann mal weg“. Hierfür dürfen wir gerne auch noch 3 Std. dazu rechnen. (10+3 Std. = 13 Std.).

In der Regel kann man davon ausgehen, das etwa die 2,5fache Zeit die der Fotograf fotografiert, und das ist sehr knapp kalkuliert, noch einmal für eine Sichtung und Aussortierung der entstandenen Aufnahmen und einfache Nachbearbeitung anfallen. In 8 Stunden kommen dann schnell 1.000 – 1.500 Bilder zusammen. Auch wenn man nicht jedes Foto gelungen ist, muss man sich jedes ansehen. Jetzt sind wir also bei bereits 13+20= 33 Stunden.

Zu diesen 33 Stunden müssen wir dann noch die Beratung vor und während der Angebotsphase dazu rechnen. Die Erfahrung zeigt, das es min. 3-5 Stunden am Ende sind, plus die Zeit der Anreise für die Besprechung. Sind wir großzügig und rechnen die Mitte von 4 Stunden mit ein, so sind wir nun bei 37 Stunden Arbeitszeit für 8 Stunden fotografieren. Das ist für viele Angestellte eine volle „Arbeitswoche“ und für den Fotografen die Zeit die er braucht, um Ihre Hochzeit 8 Stunden zu begleiten.

Rechnen wir das jetzt einmal zusammen durch:

Angebot inkl. MwSt. 1.800€ abzüglich 287,40€ MwSt. verbleiben 1.512,60€ netto minus 500€ Betriebsausgaben, verbleiben gerundet 1.010€ für 37 Stunden Arbeit.

Das macht dann 1010€ : 37 = 27,30€ Stundenlohn. Bei 12€ Mindestlohn auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Davon muss er dann noch Steuern (wie jeder Angestellte auch) abführen. Je nach Auftragslage bis zu 40%.
Es bleibt dann noch ein Rest von ca. 16,38€ netto die Stunde übrig. Da bezahlen die meisten mittlerweile Ihrer Raumpflegerin mehr.
Ich möchte das jetzt nicht noch genauer rechnen, sonst gehe ich am Ende lieber wirklich putzen 😉

Fazit: Wir tragen das unternehmerische Risiko, bekommen kein Arbeitslosengeld wenn es nicht läuft, müssen uns um die Altersvorsorge selber kümmern und uns vorwerfen lassen, Brautpaare bei Hochzeiten auszubeuten. Wie gut das ich meine Arbeit liebe und gerne mache und all das, mich nicht hindert, weiter zu machen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Brautpaaren eine wunderschöne Hochzeit. Und lasst uns Fotografen etwas Geld zum Leben, damit wir euch noch lange begleiten und eure einzigartigen Momente im Bild festhalten können 😉

3 Gedanken zu „Wie setzen sich die Kosten zusammen?“

  1. Toller Artikel, denn so kann man sich einmal einen Überblick darüber machen, warum so “hohe” Kosten in Rechnung gestellt werden. Als Laie kann man diese ja meist auf den ersten Blick gar nicht nachvollziehen, aber das hier wird einigen Paaren sicherlich eine Hilfe sein, um zu verstehen, warum entsprechende Kosten gezahlt werden müssen.

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